Oberbergische Volkszeitung, 19. Januar 2006:

 

Wiehltalbahnstrecke als Holzweg

 

Fürstliches Forstrevier nutzt Gleise zum Abtransport von 200 Festmetern

 

OBERWIEHL. Exakt 200 Festmeter Stammholz aus Wäldereien um Elsenroth hat gestern ein Overather Fuhrunternehmen am Oberwiehler Bahnhof auf vier Waggons der Deutschen Bahn verladen. Ein Schwertransport und ein Politikum: Für die Mitglieder des Fördervereins zur Rettung der Wiehltalbahn war die Aktion ein überzeugendes Beispiel dafür, dass der Erhalt der Gleise zwischen Osberghausen und Waldbröl verkehrspolitisch sinnvoll ist.

Das Holz aus dem Fürstlichen Forstrevier der Grafen Sayn-Wittgenstein ist für den weltgrößten Holzparketthersteller, die Firma Junckers in Koege, Dänemark, bestimmt. Mit einer Lok der Rhein-Sieg-Eisenbahn wurde das Holz am Abend über Dieringhausen nach Troisdorf transportiert. Von dort tritt es die Reise auf Güterzügen der DB-Tochter Railion an.

Wie Gerhard Mansel, Vorsitzender des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn, mitteilte, erwäge das Fürstliche Forstrevier, weitere Holztransporte auf die Wiehltal-Strecke zu verlegen. Und würden lediglich 20 Prozent des im Oberbergischen jährlich geschlagenen Holzes mit der Wiehltalbahn transportiert, so rechnet der Förderverein, wären allein deshalb jede Woche bis zu zwei Züge auf der Strecke unterwegs.

Ob es je dazu kommen wird, ist allerdings offen. Der Pachtvertrag, den der Förderkreis mit der Deutschen Bahn über die Gleisnutzung abgeschlossen hat, endet bekanntlich am 31. Januar. Die Verhandlungen zur endgültigen Übernahme der Strecke durch den jetzigen Betreiber wurde von der DB fünf Tage vor Vertragsunterzeichnung abgebrochen.

 

Holztransport ist vielleicht der letzte

Die Wiehltalbahn-Freunde vermuten, dass diesem Schritt die schienenunfreundliche Verkehrspolitik der neuen Landesregierung zugrunde liegt. Nun wird mit den Anrainerkommunen verhandelt, die die Strecke am liebsten sofort stilllegen würden. Der Förderkreis weist darauf hin, dass die Kommunen als neuer Eigner die Strecke zunächst weiterbetreiben, zumindest aber samt aller Übergänge und Brücken erhalten müssen.

Sollten sich die bisherigen oder die neuen Vertragspartner nicht doch noch einigen, dürfte der Förderkreis ab Februar auf den Gleisen nicht mehr aktiv werden. Förderkreis-Vorsitzender Mansel bedauert: Auch touristische Fahrten mit dem eigenen Triebwagen und den Zügen des Eisenbahnmuseum Dieringhausen wären dann nicht mehr möglich. (pkr)

 

Exakt 200 Festmeter Holz wurden gestern in Oberwiehl verladen und durchs Wiehltal transportiert. Es könnte einer der letzten Gütertransporte sein. (Foto: Krempin)