Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 22. August 2011:

"Wasser ist unser heftigster Feind"
Sanierung der Denklinger Eisenbahnbrücke halbes Jahr in Verzug - Noch Helfer gesucht

LARS WEBER

DENKLINGEN. Von außen sieht die Denklinger Eisenbahnbrücke noch immer so aus wie vor hundert Jahren. In ihrem Innern schaut das aber ganz anders aus. Seit November 2010 legen die ehrenamtlichen Kräfte des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn persönlich Hand an, um die denkmalgeschützte Konstruktion zu sanieren. Der Zeitplan ist seitdem schon einige Male über den Haufen geworfen worden, wie Projektleiter Peter Eßer sagt.
"Schuld daran ist nicht nur die schlechte Wetterlage." Hinzu kommen Schäden und Probleme an der Brücke, die erst während der Arbeiten zum Vorschein gekommen sind. "So eine hundert Jahre alte Brücke ist wie eine Wundertüte, es kommt immer wieder zu Überraschungen.
So befand sich zum Beispiel unter dem groben Schutt rund 4500 Ziegelsteine zum Schutz des Brückenbogens und zur Isolation. "Da wir nicht wussten, ob der Denkmalschutz nicht darauf bestehen würde, dass die Steine erhalten bleiben, mussten wir sie einzeln abbauen." Auch die Randsteine, die auf Schienenhöhe liegen, sind in einem schlechteren Zustand als angenommen und müssen bearbeitet werden. "Wir müssen jeden einzelnen Stein freilegen, von Dreck und Pflanzen bereinigen und anschließend mit Mörtel stabilisieren und isolieren."
Die brüchige Brücke solide auszubauen und vernünftig abzudichten ist die Hauptaufgabe der freiwilligen Arbeiter. "Wasser ist der heftigste Feind des Gemäuers", sagt Eßer. Um einen geregelten Abfluss zu garantieren, werden mehrere Isolationsschichten auf den durchlässigen alten Stampfbeton aufgetragen. Jede einzelne Aktion in Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Auf den alten Stampfbeton, in dem sich sonst noch Wasser ansammeln konnte, wurde deshalb eine Deckschicht aus Zahnspachtel aufgebracht. Darauf kam zur Isolation Zementmörtel und Zusatzzement. Die letzte Schicht ist ein Mineralgemisch zur weiteren Isolation. Damit das Wasser später richtig abfließen kann, bohrten die Arbeiter außerdem zwei neue Abflusslöcher. "Wenn die Brücke durch feinen Schutt wieder gefüllt ist, kann das Wasser dann wie in einem Kanalsystem abfließen", erklärt Eßer.
Ein halbes Jahr liegt der Förderkreis hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Eine Seite ist aber inzwischen fast fertig verputzt. Bis Ende September soll der erste Bauabschnitt fertig sein. "Wenn alles mitspielt, könnte der Bergische Löwe vielleicht in dieser Saison noch einige Fahrten über die Brücke machen."
An den Gesamtkosten von 274 000 Euro ändert sich laut Eßer nichts. Etwa die Hälfte übernimmt das Land NRW als Förderung der Denkmalpflege. Für den Rest benötigt der Förderkreis Spenden beziehungsweise ehrenamtliche Arbeitskraft. "Wir sind sehr dankbar für die bisherige Unterstützung, ohne die wir niemals so weit gekommen wären", sagt Eßer. Sie könnten aber weiter jeden Euro oder jede helfende Hand gebrauchen. Mit den Arbeiten am zweiten Brückenbogen aus Stahl soll Ende des Jahres begonnen werden. Die Vorplanungen laufen bereits. "Bis zur nächsten Fahrsaison soll die Brücke komplett saniert sein", hofft Eßer.