Oberbergische Volkszeitung,
24. November 2010:
Denklinger Bahnbrücke
Spuren des Krieges bleiben erhalten
Ein architektonisches Juwel ist die Denklinger Bahnbrücke nicht gerade.
Doch auch die Veränderungen, die das Bauwerk in seiner mehr als
100-jährigen Geschichte erfahren hat, gehören zum schützenswerten
Charakter des Baudenkmals.
DENKLINGEN - Ein architektonisches Juwel ist die Denklinger Bahnbrücke
nicht gerade. Doch auch die Veränderungen, die das Bauwerk in seiner
mehr als 100-jährigen Geschichte erfahren hat, gehören zum
schützenswerten Charakter des Baudenkmals. Darum wird man kaum etwas
davon sehen, wenn die aufwendige Sanierung des Viadukts am Ortsausgang
in zwei Jahren abgeschlossen ist.
Der zweite Betonbogen, der 1945 von der Wehrmacht gesprengt wurde, wird
jedenfalls nicht wiederhergestellt. Die eigentlich nur als Provisorium
errichtete Stahlbrücke bleibt erhalten, auch weil damit die
Durchfahrtshöhe für Lkw gewährleistet ist. Trotzdem wird sie abgebaut
und wahrscheinlich nach Köln gebracht, wo die Stahlträger entrostet und
neu gestrichen werden. Dieser zweite Arbeitsschritt steht aber erst im
kommenden Herbst an. Gestern machten sich die Arbeiter zunächst am
Betonabschnitt der Brücke zu schaffen. Mit schwerem Gerät hoben
Mitarbeiter der Burbacher Fachfirma Hering die Gleise aus dem Bett. Es
wird noch ein paar Tage dauern, bis sie zudem den Schotter aus dem
Gleisbett gebaggert haben.
„Was wir selbst können, machen wir selbst“
Danach sind die ehrenamtlichen Kräfte des Förderkreises zur Rettung der
Wiehltalbahn dran. In mühsamer Handarbeit werden sie die marode
Abdichtung des Betonbogens entfernen und erneuern. Projektleiter Peter
Eßer versichert: „Alles, was wir selbst machen können, machen wir
selbst.“ Im zu Ende gehenden Jahr hat die Wiehltalbahn-Rotte etwa 3000
Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Etwa ein Dutzend Freiwilliger
wird nun täglich an der Denklinger Brücke im Einsatz sein. Anders wäre
das Projekt nicht zu stemmen. Den Gesamtaufwand beziffert Projektleiter
Eßer mit 274 000 Euro. Etwa die Hälfte übernimmt das Land NRW als
Förderung der Denkmalpflege. Allein der Materialaufwand, der beim
Förderkreis hängen bleibt, beträgt aber etwa 55 000 Euro und muss über
Spenden wieder hereingeholt werden.
Die Wiehltalbahner hoffen auf einen milden Winter. Im Frühjahr soll der
erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, damit der Saisonstart nicht
gefährdet ist. Im Sommer rollt der „Bergische Löwe“ wieder von Wiehl
nach Waldbröl, bis im nächsten Herbst die Stahlbrücke erneuert wird.