Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 31. Mai 2010:

Pflastersteine aus dem Henkelmann
Interessantes Brecher- und Transportfest auf dem Gelände des Waldbröler Bahnhofs

WALDBRÖL. Hans-Dieter Reusch lässt den Steinbrecher lärmen, die Maschine aus dem Jahr 1940 zermalmt die Grauwacke-Brocken innerhalb weniger Minuten.
Nachdem es zu Beginn des Brecher- und Transportfestes anlässlich der Wiedereröffnung der oberen Wiehltalbahn wegen des starken Regens Probleme gab, läuft jetzt alles wie geschmiert.
Ohne Grauwacke gäbe es keine Wiehltalbahn
Heraus kommt bei Reuschs Arbeit Splitt, der in den kleinen grünen Lorenwagen der Feldbahn verladen und abtransportiert wird. "Das erinnert mich sehr an meine Jahre im Steinbruch in der Gummersbacher Becke", sagt Reusch schmunzelnd. Der 69-Jährige ist Mitglied des Treckerclubs Müllenbach, der den Steinbrecher mitgebracht hat. Denn an diesem Sonntag dreht sich alles um das Thema oberbergische Grauwacke.
Ein Gestein, mit dem heute noch viele Straßen gepflastert sind und über das sich ebenso viele Geschichten erzählen lassen. So berichtet Kaus Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn, dass Oberberg dank der Grauwacke früher als steinreich galt. "Es gab in den Städten einen enormen Bedarf an Pflastersteinen. Ohne die Grauwacke wäre die Wiehltalbahn nicht gebaut worden." Mit einer Anekdote ergänzt der Gummersbacher Autor Harry Böseke dieses Wissen. "Früher nahmen die Arbeiter ihr Essen im Henkelmann mit. War der leer, wanderte ein Pflasterstein hinein. Die Arbeiter klauten Tag für Tag einen Stein, bis das Pflaster an ihrem eigenen Hauseingang fertig war." In Müllenbach gebe es noch einige schöne "Henkelmannpflaster" zu bewundern, berichtet Böseke den amüsierten Zuhörern.
Ein paar Schritte weiter macht Herbert Manheller aus Wesseling mächtig Dampf und damit dem "Bergischen Löwen" Konkurrenz, der natürlich auch unterwegs war. Manheller sitzt auf einem Dampftraktor im Miniaturformat, die Kinder bestaunen das puffende Gefährt mit offenem Mund. "In Originalgröße hatte der Dampftraktor Räder mit zwei Metern Durchmesser", weiß der Fachmann. Tonnenweise Lasten - wohl auch Grauwacke, vermutet Manheller - wurden mit ihm bewegt. Seine große Zeit hatte der Traktor in den 20er Jahren.
Das vielfältige Programm hatte für jeden etwas zu bieten - vom historischen Stummfilm aus einem Steinbruch im Wiehltal über eine Fotoausstellung zum Thema Güterverkehr bis hin zu vielen Informationen und Fotomotiven rund um das Thema Eisenbahn. Und so trotzten die Besucher dem Regen und verlebten einen interessanten Tag. (kho)