Oberbergische Volkszeitung,
10. April 2010
Der "Bergische Löwe" erwacht
Mit Hochdruck wird am letzten Streckenabschnitt der Wiehltalbahn
gearbeitet
HEIKE HÜSCHEMENGER WALDBRÖL. Die "Rotte" der Gleisbauer schuftet seit
Wochen auf dem letzten Abschnitt. Denn am 18. April hat der "Bergische
Löwe" Premiere. Er wird um 11 Uhr ab Oberwiehl erstmals über die
Schienen dampfen und mit der Lok Waldbröl um 11.45 Uhr im Bahnhof
Waldbröl einfahren. Die Freude über den Saisonstart lassen den langen
Rechtsstreit und tausende von Arbeitsstunden fast in Vergessenheit
geraten.
Mit der Premiere wird nicht nur die Strecke zwischen dem Eisenbahnmuseum
und dem Heimatbahnhof der Lok in Betrieb genommen. Der "Bergische Löwe"
verbindet mit seinem Motto "Zugkraft trifft Landschaft" auch die
Aktivitäten der Interessengemeinschaft Betriebswerk (IG Bw)
Dieringhausen und dem Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn. Er soll
also dem Tourismus Dampf machen.
Die neuen Halteschilder sind schon aufgestellt Diese Woche nahmen sich
die ehrenamtlichen Helfer den Bahnhof Hermesdorf vor. Auf dem Bahnsteig
war im Laufe der Jahre eine Birke in die Höhe geschossen. Sie wurde
herausgebaggert, dann Splitt aufgefüllt. Zuletztsetzten die Männer die
Halteschilder, die dem Zug das Stoppsignal geben.
"Wir werden es nicht mehr schaffen, den ganzen Müll an der Strecke
einzusammeln", bedauert Vorstandsmitglied Jürgen Seinsche. "Schottern,
stopfen, schneiden: Unsere Rotte hat im vergangenen Jahr 2600 Stunden
auf der Strecke gearbeitet", zieht Ulrich Clees, Pressesprecher des
Förderkreises und der IG, Bilanz für die Truppe, die Uwe Wintersohl
unter sich hat. 23 Kilometer Eisenbahn von Osberghausen nach Waldbröl
und sieben Kilometer von Hermesdorf nach Morsbach gehören zu ihrem
Arbeitsfeld. Um die Waldbröler Strecke betriebsbereit zu machen, mussten
Sträucher und Bäume geschnitten, Gleise repariert und mit großem
finanziellen Aufwand neue Signaltafeln an den Bahnübergängen installiert
werden.
Zugpferd des Bergischen Löwen ist die Dampflok "Waldbröl" des
Eisenbahnmuseums Dieringhausen. Sie wurde 1914 für die Kleinbahn
Bielstein-Waldbröl gebaut und nach einer aufwendigen Restaurierung 2008
vom Museum wieder in Betrieb genommen. Zum Zug gehören drei fast ebenso
alte Plattformwagen, "Donnerbüchsen" genannt.
Die regelmäßigen Fahrten vom Eisenbahnmuseum in den Kreissüden sind eine
Kooperation der IG Bahnbetriebswerk Dieringhausen, die dort das
Eisenbahnmuseum betreibt, und des Förderkreises: Das Museum stellt den
Dampfzug, der Förderkreis die Strecke und seinen Triebwagen. Der
Dampfzug und der Triebwagen fahren von Mai bis Oktober jeden zweiten
Sonntag im Monat. Solo fährt der Triebwagen an jedem vierten Sonntag.