Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 14. März 2009

Wo das "Große Mausohr" abhängt
Geschützte Fledermäuse im Kömpeler Tunnel ausgemacht - Nabu: Nichts Neues

MORSBACH. Sie heißen "Großes Mausohr", "Braunes Langohr" und "Fransenfledermaus" und mögen den Kömpeler Tunnel auf der Eisenbahnstrecke zwischen Morsbach und Hermesdorf. "Wir haben mit sachkundiger Unterstützung festgestellt, dass diese und weitere streng geschützte Fledermaus-Arten dort zu finden sind", erklärt jetzt Morsbachs Bürgermeister Raimund Reuber gegenüber unserer Zeitung. Seine Bedenken: "Wenn dort Bahnen verkehren, würde das die Winterquartiere der Fledermäuse zerstören." Der Bürgermeister will diese Erkenntnis nun "bei entsprechender Stelle anzeigen und ins Verfahren mit einbringen".

Dass in dem Tunnel geschützte Feldermäuse leben, ist für Michael Gerhard, Vorstandsmitglied des Nabu Oberberg, nichts Neues. "Das ist seit Jahrzehnten bekannt. Die wurden dort sogar schon registriert, als in dem Tunnel noch Bahnverkehr herrschte", weiß Gerhard. Seiner Meinung nach seien Abgase durch Dieselloks für die Fledermäuse nicht schädlich. Der Grund: Die Loks haben den Auspuff oben, die Gase werden unter die Decke geleitet, wo sie mit der Zugluft nach draußen gelangen. "Die Fledermäuse suchen sich aber keinen Platz in der Zugluft, weil sie sonst austrocknen würden, sondern in seitlichen Spalten tief im Gestein", so der Naturschützer. Auch der Lärm sei kein Problem, sagt er und verweist auf die Fledermäuse, die vor dem Unglück in der Wiehltalbrücke registriert wurden.

Nicht ganz so sicher ist sich darüber allerdings Gero Karthaus, seit 25 Jahren Fledermausexperte. Von regelmäßigen Begehungen der Aggertalhöhle weiß er: Es gibt Arten, die von Licht und Geräuschen völlig unbeeindruckt sind, und solche, die davon aufwachen. "Wenn dies häufig geschieht und sie dadurch Fettreserven verbrauchen, ist das nicht unkritisch", sagt er.

Auch Gerhard Mansel, Vorsitzender des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn, weiß schon länger von den Fledermäusen im Tunnel und hat diesen gemeinsam mit Experten des OBN im Winter aufgesucht. Zusammen mit den Naturschützern ist er der Ansicht, dass sich die Tiere von Zügen nicht stören lassen würden. Daher gehen die Arbeiten an der Strecke zwischen Morsbach und Hermesdorf weiter. "Nach dem Winter sind wir jetzt dabei, die Strecke freizuschneiden", so Mansel. (jf)