Oberbergische Volkszeitung,
5. März 2009:
Stadt sieht jetzt die Bahnfreude am Zug
Rat lehnt konzeptionelle Beteiligung an Arbeitskreis zur Zukunft der
Wiehltalbahn ab
WIEHL. Die Stadt Wiehl wird sich vorerst nicht an einem Arbeitskreis zur
Zukunft der Wiehltalbahn beteiligen. Ein entsprechender Antrag der
Grünen im Stadtrat ist von allen übrigen Fraktionen abgelehnt worden.
Nun, da die Rechtslage
zugunsten der Bahnfreude geklärt wurde, hatten die Grünen vorgeschlagen,
"die Chancen zu nutzen, die eine schienengebundene Anbindung an das
überörtliche Bahnnetz für Wiehl bietet". Dafür sei eine konzertierte
Aktion aller Anrainerkommunen erforderlich. Ziel müsse es sein, "den
Betrieb der Wiehltalbahn für einen dauerhaften Personennahverkehr
voranzubringen". Die Grünen-Stadtverordnete Elke Zakaria warb für
Kompromissbereitschaft: "Man muss auch mal über seinen Schatten
springen."
Mit dieser Haltung erntete sie in den anderen Fraktionen Unverständnis
und sogar Empörung. Die Ratsmitglieder sehen zunächst den
Bahnförderkreis am Zug. FDP-Fraktionsvorsitzender Rolf Gurbat forderte
ein belastbares Konzept. Bisher seien die Entwicklungsmöglichkeiten der
Strecke der Öffentlichkeit nur "vorgegaukelt" worden. CDU-Sprecher
Gerhard Altz schloss eine finanzielle Beteiligung der Stadt aus. Er
erinnerte daran, dass ein früheres Gutachten Investitionen von 14
Millionen D-Mark erforderlich hielt, dazu kämen noch die Betriebskosten.
Auch SPD-Chef Karl-Ludwig Riegert bezweifelte, dass ein wirtschaftlicher
Betrieb möglich ist. UWG-Sprecher Hans-Peter Stinner nannte den
Dauerbetrieb "ein Vorhaben für das Wolkenkuckucksheim". Einzig Christoph
Hastenrath (SPD) konnte dem Antrag etwas abgewinnen, wollte die
Betreiber in den Rat einladen und enthielt sich bei der Abstimmung.
Bürgermeister Werner Becker-Blonigen berichtete von
Abstimmungsgesprächen mit den anderen Bürgermeistern und wusste von
ähnlichen Anträgen für den Kreistag und den Reichshofrat zu berichten.
Vorrang habe für ihn die Rechtssicherheit insbesondere hinsichtlich der
Verkehrssicherungspflicht. Auch hinsichtlich der Querung am Bahnhof
bestehe Gesprächsbedarf. Zum Betrieb der Bahn könne die Stadt aber
nichts beisteuern: "Eine Kommunalisierung des Verkehrsmittels würde
unsere Kräfte übersteigen." Ansonsten, meinte Becker-Blonigen, sei er
persönlich nach den Angriffen gegen seine Person nicht dafür
prädestiniert, in dieser Frage zu moderieren. Angesichts der
einbrechenden Steuereinnahmen sagte der Bürgermeister: "Der Ernst der
Lage setzt in Wiehl andere Prioritäten. Wir werden uns dem Gespräch
nicht verweigern, aber selbst kein Konzept entwickeln."