Presseartikel
dpa, 26. April 2006
NRW: Verbände kritisieren Wittkes Verkehrskonzept
Düsseldorf. Die von NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU)
angekündigte Abkehr vom Vorrang für die Schiene in Nordrhein-Westfalen ist
heute bei einer Landtagsanhörung auf Kritik gestoßen. Der Städtetag
verfolge Wittkes Kurs mit Sorge, hieß es in der Stellungnahme des
Kommunalverbands. Es sei nicht akzeptabel, wenn die Schiene durch
einseitige und fehlerhafte Kosten-Nutzen-Bewertungen künstlich schlecht
gerechnet werde.
Wittke hatte angekündigt, mit der neuen Integrierten Gesamtverkehrsplanung
werde es keinen prinzipiellen Vorrang für die Schiene mehr geben. Alle
Neubauvorhaben, ob Straße oder Schiene, seien einer konsequenten
Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen worden. Dabei hätten Straßenbauprojekte
zumeist deutlich besser abgeschnitten.
Wie der Städtetag kritisierte auch der Landkreistag das Verfahren, mit dem
Wittkes Fachleute den Vorsprung der Straße errechnet haben, als „wenig
transparent und in Teilen methodisch durchaus fragwürdig“. Auch der
Fahrgastverband Pro Bahn bemängelte, dass Schienenprojekte systematisch
benachteiligt“ worden seien. Laut Verkehrsclub Deutschland (VCD) wurden
bei den Vergleichsuntersuchungen beispielsweise für die Straße die Preise
des Jahres 1998 eingesetzt, beim Stromverbrauch der Bahnen dagegen die
Preise des Jahres 2004.
Die Vereinigung der Industrie- und Handelskammern widersprach der
Einschätzung, der Schienenverkehr werde benachteiligt. Aus
volkswirtschaftlicher Sicht müssten von den knappen Mitteln deutlich mehr
in den Straßenbau fließen, da dort der Nutzen erheblich größer sei,
argumentierten die Kammern. (dpa)
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