Konzentrieren aufs Machbare
Kreis akzeptiert den Wegfall der Bahnnebenstrecken
von HARALD KNOOP
AUS DEM KREIS. Die Kreistagsmehrheit
ist dafür und bislang neun von zehn betroffenen Gemeinden auch:
Selbst wenn SPD und Grüne sich auf die noch vorhandenen Gleise
binden würden, die Herausnahme der oberbergischen
Bahnnebenstrecken (Bergneustadt-Dieringhausen,
Marienheide-Wipperfürth-Remscheid und
Engelskirchen-Waldbröl-Morsbach) aus dem Regionalplan des
Regierungsbezirks wird die Opposition nicht stoppen können. Auch
wenn sie gestern mit Klauen und Zähnen dafür kämpfte.
Es war der SPD-Kreisvorsitzende Friedhelm-Julius Beucher, der
den inoffiziellen Wettbewerb "Wer blickt weiter in die Zukunft?"
eröffnete. Mit Erdölreserven für nur noch 50 Jahre und einem
bevorstehenden Klimawandel, den selbst der letzte Ignorant
erkennen könne, müssten die Bahnstrecken zumindest als mögliche
Verkehrswege der Zukunft erhalten bleiben. Selbst unterstellt,
dass der Bahnverkehr derzeit nicht bezahlbar ist und von den
Menschen vermutlich auch nicht angenommen würde, so dürften die
Flächen "doch nicht einfach verscherbelt werden".
Auch CDU-Verkehrsexperte Konrad Frielingsdorf blickte nach vorn.
Wer wirklich etwas für die Bahn tun wolle, müsse sich auf den
Ausbau der Verbindung von Köln nach Gummersbach konzentrieren
und den Anschluss über Marienheide und Meinerzhagen bis Brügge.
Vor allem letzteres werde schwer genug. Vor dem Hintergrund,
dass es künftig im Land nur noch drei Verkehrsverbünde geben
wird, stellte Frielingsdorf die Frage, warum der neue
ostwestfälische Großverbund ausgerechnet die Reaktivierung der
Bahnverbindung von Meinerzhagen nach Brügge als zentrales Ziel
haben sollte - erst recht, wenn er seinen sonstigen Betrieb mit
gedeckelten Landeszuschüssen aufrechterhalten muss. Wenn die
Verbindung nach Brügge trotz aller Widrigkeiten gelingt, "dann
haben für die Bahn wirklich etwas erreicht."
Grünen-Sprecher Helmut Schäfer erklärte, Oberberg werde sich
bundesweit lächerlich machen, wenn der Kreis alle
Zukunftschancen auf den Strecken aufgibt.
Die Debatte geriet kurzzeitig aus den Fugen, als Beucher den
Befürwortern der Streichung geistige Defizite vorwarf und
CDU-Fraktionschef Peter Biesenbach (MdL) einen "Flegel" nannte.
Doch ändern konnte auch das nichts. In der Stellungnahme des
Kreises, die bis heute in Köln vorliegen soll, stimmt der Kreis
mit der Mehrheit von CDU und FDP/ FWO der Herausnahme der
Nebenstrecken zu.