Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 23. Februar 2007:

Ein Anschluss nach Westen
Bergneustadt will Option einer Schienenverbindung erhalten

von HARALD KNOOP

BERGNEUSTADT. Egal, was aus der Bahnstrecke von Bergneustadt Richtung Dieringhausen wird, die Bergneustädter Politik möchte zweierlei: Erstens die Strecke nach Möglichkeit kaufen und sich zweitens die Option einer Verbindung ans Bahnnetz in Dieringhausen offen halten. "Wer weiß schließlich, was in 20, 30 Jahren für Verbindungen und Verkehrsmittel möglich sind?", war sich der Planungsausschuss am Mittwoch einig.
Bergneustadt liegt am Ende des Schienenstrangs. Weiter Richtung Osten ist die Strecke längst entwidmet und auf Drolshagener Gebiet zum Teil schon an Private verkauft. Schwer vorstellbar, dass hier jemals wieder ein Zug fährt. Jetzt steht die Entwidmung - inzwischen heißt es im Bahndeutsch "Freistellung von Bahnbetriebszwecken" - für den Rest der Strecke bis Dieringhausen an.
Der Land hat die Strecken Bergneustadt-Dieringhausen, Marienheide-Wipperfürth-Remscheid und Engelskirchen-Waldbröl-Morsbach (Wiehltalbahn) bereits aus seiner "Integrierten Gesamtverkehrsplanung" gestrichen, jetzt soll der entsprechende Regionalplan für den Regierungsbezirk Köln angepasst werden. Zeitgleich wird im Kreis und allen betroffenen Gemeinden deshalb derzeit die Freistellung der Strecken diskutiert. Ist das geschehen, bekommen die Städte und Gemeinden nicht nur die Planungshoheit über die Gelände, sondern auch das Vorkaufsrecht. Der Regionalrat beim Kölner Regierungspräsidenten will vor seiner Entscheidung alle Anlieger bis Anfang März gehört haben.
Die Trasse auf Bergneustädter Gebiet Richtung Westen erreicht nach wenigen Kilometern Gummersbacher Stadtgebiet und führt dort dicht vorbei am Tapetenhersteller AS Création. Das Unternehmen floriert und möchte sich gerne über das Bahngelände bis zur B 55 ausdehnen. Unterstützung erhält die Firma von der Stadt Gummersbach. Sein Kollege Frank Helmenstein habe ihm bereits mitgeteilt, dass für ihn die Erweiterungspläne Vorrang hätten vor dem Bestand der Bahnstrecke, berichtete Bürgermeister Gerhard Halbe im Ausschuss.
Wenn Gummersbach die Bahn ab Derschlag komplett aufgibt, wären Bergneustadts Träume von einem "Verkehrsband" Richtung Westen ausgeträumt. Deshalb sollen die Kreisstädter auf politischer Ebene dazu bewegt werden, doch noch eine durchgehende Verbindung zu ermöglichen. Es müsse ja nicht genau die Bahntrasse sein, man könne sich auch einen schmalen Streifen Land parallel zur B 55 vorstellen. Hauptsache, die theoretische Möglichkeit einer Verbindung bleibe. Bürgermeister Halbe will die Gummersbacher Fraktionschefs zu einem Gespräch einladen.