Ein Anschluss
nach Westen
Bergneustadt will Option einer Schienenverbindung erhalten
von HARALD KNOOP
BERGNEUSTADT. Egal,
was aus der Bahnstrecke von Bergneustadt Richtung Dieringhausen
wird, die Bergneustädter Politik möchte zweierlei: Erstens die
Strecke nach Möglichkeit kaufen und sich zweitens die Option
einer Verbindung ans Bahnnetz in Dieringhausen offen halten.
"Wer weiß schließlich, was in 20, 30 Jahren für Verbindungen und
Verkehrsmittel möglich sind?", war sich der Planungsausschuss am
Mittwoch einig.
Bergneustadt liegt am Ende des Schienenstrangs. Weiter Richtung
Osten ist die Strecke längst entwidmet und auf Drolshagener
Gebiet zum Teil schon an Private verkauft. Schwer vorstellbar,
dass hier jemals wieder ein Zug fährt. Jetzt steht die
Entwidmung - inzwischen heißt es im Bahndeutsch "Freistellung
von Bahnbetriebszwecken" - für den Rest der Strecke bis
Dieringhausen an.
Der Land hat die Strecken Bergneustadt-Dieringhausen,
Marienheide-Wipperfürth-Remscheid und
Engelskirchen-Waldbröl-Morsbach (Wiehltalbahn) bereits aus
seiner "Integrierten Gesamtverkehrsplanung" gestrichen, jetzt
soll der entsprechende Regionalplan für den Regierungsbezirk
Köln angepasst werden. Zeitgleich wird im Kreis und allen
betroffenen Gemeinden deshalb derzeit die Freistellung der
Strecken diskutiert. Ist das geschehen, bekommen die Städte und
Gemeinden nicht nur die Planungshoheit über die Gelände, sondern
auch das Vorkaufsrecht. Der Regionalrat beim Kölner
Regierungspräsidenten will vor seiner Entscheidung alle Anlieger
bis Anfang März gehört haben.
Die Trasse auf Bergneustädter Gebiet Richtung Westen erreicht
nach wenigen Kilometern Gummersbacher Stadtgebiet und führt dort
dicht vorbei am Tapetenhersteller AS Création. Das Unternehmen
floriert und möchte sich gerne über das Bahngelände bis zur B 55
ausdehnen. Unterstützung erhält die Firma von der Stadt
Gummersbach. Sein Kollege Frank Helmenstein habe ihm bereits
mitgeteilt, dass für ihn die Erweiterungspläne Vorrang hätten
vor dem Bestand der Bahnstrecke, berichtete Bürgermeister
Gerhard Halbe im Ausschuss.
Wenn Gummersbach die Bahn ab Derschlag komplett aufgibt, wären
Bergneustadts Träume von einem "Verkehrsband" Richtung Westen
ausgeträumt. Deshalb sollen die Kreisstädter auf politischer
Ebene dazu bewegt werden, doch noch eine durchgehende Verbindung
zu ermöglichen. Es müsse ja nicht genau die Bahntrasse sein, man
könne sich auch einen schmalen Streifen Land parallel zur B 55
vorstellen. Hauptsache, die theoretische Möglichkeit einer
Verbindung bleibe. Bürgermeister Halbe will die Gummersbacher
Fraktionschefs zu einem Gespräch einladen.