Am liebsten unter Volldampf
Andreas Voll ist Lokführer und selbständiger Eisenbahnunternehmer
von HANFRIED LÜCK
DIERINGHAUSEN. Mit elf
Jahren packte er schon im Eisenbahnmuseum mit an, und den
Kindheitstraum, Lokführer zu werden, teilte er damals mit vielen
Gleichaltrigen. Doch Andreas Voll verfolgte seinen Traum konsequent.
Heute ist der 30-Jährige nicht nur Lokführer, sondern auch selbständiger
Eisenbahn-Unternehmer.
Die Lehre hätte er gern bei der "Bundesbahn" gemacht, doch weil ihm der
tägliche Weg vom Heimatort Marienhagen nach Köln zu beschwerlich war,
absolvierte er eine Schlosserausbildung bei BPW in Wiehl. Zum Lokführer
ließ er sich bei privaten Eisenbahnunternehmen ausbilden, unter anderem
im Teutoburger Wald und in Dieringhausen bei der
Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft im Bergisch-Märkischen Raum (EBM). Mit 23
hatte er den Lokführerschein in der Tasche. Ein Jahr arbeitete er als
Rangierer in Köln, dann kehrte er zur EBM zurück.
Die fuhr damals Güterverkehr und für Streckeninstandsetzung.
"Gleisarbeiten werden von der Bahn ausgeschrieben, die Unternehmen, die
den Auftrag erhalten, suchen sich Subunternehmer fürs Fahren von
Schotter, Maschinen oder Kräne", erklärt Voll.
Im August 2004 wagte er den Schritt in die Selbständigkeit. Von dem
Geld, das er mit Überstunden verdient hatte, kaufte er sich eine KÖF
2-Kleinlokomotive, Baujahr 1959, und später eine ebenso alte V 60
Diesellok, 650 PS, 60 Stundenkilometer schnell. Für die Finanzierung
winkte seine Hausbank entsetzt ab, doch irgendwie bekam er das Geld
zusammen. Und Aufträge auch, durch Mund-zu-Mund-Propaganda und übers
Internet. "Wenn man zuverlässig ist und einmal einen Namen hat, geht
das", erzählt er - "und leben kann ich davon auch.
Für seinen Job nimmt An-dreas Voll auch das Single-Leben in Kauf. Mit
Familie sei der Beruf schwer unter einen Hut zu kriegen. Andreas Voll
ist im wahrsten Sinne des Wortes "viel auf Achse", von montags bis
sonntags rund um die Uhr in Rufbereitschaft. Erhält er einen Auftrag,
meldet er die Fahrt bei der Deutschen Bahn an, die für ihn einen
Fahrplan erstellt - und für jeden Streckenkilometer kassiert.
Die Arbeit führt Andreas Voll durch ganz Deutschland. Im Hamburg war er
schon, im München, Berlin und am Bodensee. Die meisten Aufträge erledigt
er in einem Umkreis von 200 Kilometern. Allein ist Andreas Voll da nicht
unterwegs. Rund 270 private Eisenbahnunternehmen gibt es heute in
Deutschland, und es werden immer mehr. "Als ich noch bei der EBM
arbeitete, gab es mehr Aufträge als Loks. Das ist heute anders", sagt
Andreas Voll und erinnert sich an ein besonderes Erlebnis. "Als ich für
die EBM in Euskirchen einen Bauauftrag mit einer Dampflok abwickelte,
schaute sogar die Polizei staunend zu, und die Anwohner feierten spontan
ein Straßenfest."
Info der
Wiehltalbahn-Website-Redaktion: Andreas Voll ist auch auf
Wiehltalbahn-Gleisen unterwegs, so zum Beispiel im Holzverkehr.
www.aggerbahn.de