Presseartikel Oberbergische Volkszeitung, 8. Dezember 2006: Morsbach soll Hilfe erhalten AUS DEM KREIS. Der Termin wurde ausgerechnet auf den Tag gelegt, an dem vor genau 100 Jahren die erste Wiehltalbahn bis nach Waldbröl fuhr. Am Freitag nächster Woche treffen sich Vertreter der Anliegerkommunen beim Notar, um den Kaufvertrag für die Trasse zu unterschreiben. Zu einem Gesamtpreis von 1,14 Millionen Euro soll die Trasse in den Besitz der Kommunen Wiehl, Reichshof, Waldbröl und Morsbach übergehen. Nach Mitteilung des Wiehler Beigeordneten Thomas Gaisbauer ist der Kaufpreis noch einmal um 60 000 Euro gedrückt worden. Da die Ursprungsforderung der Deutschen Bahn AG bei 1,9 Millionen lag, sei vereinbart worden, dass die Bahn nicht mehr für Altlasten und Bauwerksunterhaltung aufkommen muss. Kosten dieser Art betreffen insbesondere den Morsbacher Teil der Strecke. Da sich die Gemeinde vom Trassengelände zudem keinen großen Nutzen erwartet, war die Zurückhaltung in Morsbach immer am größten. Doch die Strecke wird nur komplett verkauft. Darum haben Wiehl und Waldbröl zugesagt, den Morsbachern bei den Folgekosten unter die Arme zu greifen. "Keiner lässt den anderen hängen", verspricht Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen. Der Morsbacher Rat entscheidet am Dienstag in nicht-öffentlicher Sitzung über den Streckenkauf. CDU-Fraktionschef Günter Stricker versicherte gestern, die Mehrheit für den Kauf sei gesichert. Bereits morgen ist die Wiehltalbahn Thema im Kölner Regionalrat. Die Wiehler erwarten, dass die Vertreter der Kreise und Städte im Regierungsbezirk befürworten, dass die Strecke im Landesbedarfsplan gestrichen wurde. Das Votum des Regionalrats sei Voraussetzung für einen erfolgsversprechenden Antrag auf Entwidmung, sagt Beigeordneter Gaisbauer. Doch das schwierige Thema wollen die Wiehler erst im nächsten Jahr wieder aufgreifen. Becker-Blonigen sagte gestern: "Schlimmstenfalls müssen wird dann in drei Jahren doch noch einen Bahnübergang bauen." Kritik am Kauf im Waldbröler Rat In der Sitzung des Waldbröler Stadtrates am Mittwoch war die Wiehltalbahn gleich mehrfach Thema. Der Solidarpakt der Städte Wiehl und Waldbröl mit Morsbach wurde im nicht-öffentlichen Teil als "öffentlich rechtliche Vereinbarung" mit 19 zu 13 Stimmen beschlossen. SPD-Fraktionschef Kronenberg hatte in der Hoffnung auf Abweichler aus der CDU geheime Abstimmung beantragt. Abweichler gab es aber offenbar nicht. Grünen-Fraktionschefin Claudia Hein hätte das "Geschenk" an Morsbach gern als Thema der öffentlichen Sitzung gesehen, die CDU-Mehrheit lehnte dies aber ab. Waldbröl hat wegen des geplanten Boxberg-Kreisels großes Interesse an der Trasse, die Gleise sollen zugeschüttet werden. Eine Stahlröhre als Tunnel hält der Landesbetrieb Straßen NRW für technisch nicht machbar. Zwischen Röhre und Fahrbahndecke blieben maximal 90 Zentimeter, das sei zuwenig. Dem widerspricht der Wiehltalbahn-Verein: Die Bahntrasse könne problemlos um 150 Zentimeter abgesenkt werden. "Das reicht allemal", sagten Rainer Gries und Jürgen Seinsche. Die SPD beantragte ein Brückenbauwerk, doch auch das wurde abgelehnt. Nach Ansicht der Opposition verbaue die CDU mit ihrer "sturen Haltung" künftigen Generationen alle Chancen. Und dann sind da noch die rund 450 000 Euro, die der Landesbetrieb der Stadt Waldbröl quasi als Vorschuss für den Bahnkauf gewährt. In Raten muss die Stadt diese Summe zurückzahlen. Dieser Deal erscheint den Grünen im Landtag wenig seriös. In einer Anfrage erkundigen sich Andrea Asch und Horst Becker nach der "Motivation" des Landesbetriebs. (tie/mf) |