Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 13. September 2006

Endstation statt Bahnübergang

WIEHL. Die klare Aussage des Ministers bei seinem Besuch in Wiehl hat im Rathaus für ein Umdenken gesorgt: Wenn Oliver Wittke einen Gleisübergang am Bahnhof für Geldverschwendung hält und keine Zuschussmittel gibt, dann wird es keinen geben. Im nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung hat die Verwaltung am Montagabend angekündigt, dem Rat eine neuen Beschlussvorschlag für den Kauf der Strecke vorzulegen.
Im alten Beschlussvorschlag hieß es noch, dass mit dem Kauf der Trasse keine Bemühungen einhergehen, die Strecke stillzulegen. Davon soll nun keine Rede mehr sein.
Der Bahnverkehr wird vom Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn in Zusammenarbeit mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) betrieben. Die RSE hat der Stadt Wiehl kürzlich Pläne für einen Bahnübergang vorgelegt, der 415 000 Euro kosten sollte. 35 Prozent davon hätte die Stadt übernehmen müssen. Jetzt will Verkehrsminister Wittke gar nichts mehr zuschießen.
Sein Geld will das Ministerium offenbar in anderer Weise einsetzen, nämlich für den Kauf der Bahnstrecke durch den Landesbetrieb Straßenbau - und zwar nicht nur in Waldbröl, sondern auch in Morsbach. Bürgermeister Raimund Reuber bestätigte ebenso wie die Gummersbacher Landesbetriebschefin Elke Bisoke, dass darüber verhandelt wird, dass die Straßenbaubehörde zumindest einen Teil der Morsbacher Strecke kauft.

Landesbetrieb will Morsbach helfen

„Der Minister hat bei seinem Besuch in Waldbröl gesagt, dass wir alles dafür tun sollen, dass der Boxbergkreisverkehr gebaut wird“, sagt Elke Bisoke. Und da die Bahn die Strecke nur komplett verkauft und Morsbach kein Geld hat, sei es nur konsequent, wenn der Landesbetrieb einspringt. Ungeklärt bleibt die Zukunft der kaputten Viadukte auf Morsbacher Gebiet. Bürgermeister Reuber würde sie am liebsten abreißen.
Wiehls Beigeordneter Gaisbauer ist trotzdem optimistisch, dass die Kaufverträge noch im Herbst unterschrieben werden. Dass mit dem Kauf nicht alle rechtlichen Hürden auf dem Weg zur Entwidmung überwunden sind, gibt Gaisbauer zu: „Das wird nicht einfach werden.“ (tie)