Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 7. September 2006

Titelseite:

Aus für die Wiehltalbahn?
Verkehrsminister Wittke will für Entwidmung der Strecke eintreten - Kein neuer Bahnübergang notwendig

WIEHL. Bei einem Besuch in Wiehl hat sich NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke für die Stilllegung der Wiehltalbahn ausgesprochen: "Wir können uns nicht leisten, jedes Dorf mit der Schiene zu erschließen. Uns fehlt die Vorstellungskraft, dass hier Güter- oder Personenverkehr irgendwann in einem nennenswerten Maße stattfinden wird."

Wittke hält deshalb auch den Bau eines Bahnübergangs am Wiehler Bahnhof nicht mehr für nötig. Anlass des Ministerbesuchs war die Einweihung von gleich zwei neuen Kreisverkehren in Wiehl. Zuvor hatten sich Vertreter der Stadt sowie der Firmen BPW und Kind & Co. im Gespräch mit dem Minister für die Entwidmung der für sie hinderlichen Eisenbahnstrecke einge- setzt. (tie)

 

Lokalteil:

Verkehrspolitik per Scherenschnitt
Neue Kreisverkehre eingeweiht - Verkehrsminister Wittke erteilt Wiehltalbahn Absage

von REINER THIES

WIEHL. Oliver Wittke legte Wert auf die Feststellung, dass es "nicht der Normalfall" ist, dass der Minister anreist, wenn irgendwo im Land ein Kreisverkehr eingeweiht wird. In Wiehl waren es gestern allerdings gleich zwei, und die beiden neuen Kreisel haben einen besonderen "symbolischen Charakter" sagte Wittke.

Auch in seiner Funktion als Minister für Städtebau lobte er die Standortpolitik der Stadt Wiehl, die in den Kreiseln am Bahnhof und am Ohlerhammer zum Ausdruck komme. Klartext sprach er mit Blick auf die Wiehltalbahn, deren Triebwagen von den Schienenverkehrsfreunden anlässlich des Ministerbesuchs mitten auf den geplanten Übergang platziert worden war: "Wir können uns nicht leisten, jedes Dorf mit der Schiene zu erschließen. Uns fehlt die Vorstellungskraft, dass hier Güter- oder Personenverkehr irgendwann in einem nennenswerten Maße stattfinden wird." Es sei ein Schritt in die falsche Richtung, wenn in der Region verwurzelte Unternehmen von einer bloßen Museumsbahn in ihrer Entwicklung behindert würden.

Bahngleise stören Firmenentwicklung

Damit spielte Wittke auf die Probleme an, die die Firmen BPW Bergische Achsen und Kind & Co. mit der Wiehltalbahn haben. Am Morgen hatte sich der Minister die Gleisanlagen auf dem Gelände der BPW in Wiehl angesehen und sich von Kind-Geschäftsführerin Susanne Wildner über die Situation in Bielstein informieren lassen, wo man sich ebenfalls an den Gleisen stört.

Bei einer Besichtigung zeigte sich Wittke vom BPW-Logistikzentrum beeindruckt. Nur ein paar Schritte über einen von der Firma eigens angelegten Weg machte die Gruppe sodann, um den Kreisverkehr am Ohlerhammer einzuweihen, dessen Bau die BPW unterstützt hat.

Mit der Einweihung des Bahnhofkreisels endete der Ministerbesuch. Als Abschiedsgeschenk versprach Wittke, sich bei der Bezirksregierung dafür einzusetzen, dass sich die Streichung der Wiehltalbahn aus dem Landesverkehrsplan auch in der Genehmigungspraxis auswirkt. "Die Landtagsmehrheit will die Entwidmung der Strecke." Dafür sei es aber wichtig, dass die Stadt den Streckenkauf vorantreibt. Wittke gibt der Bahn so wenig Zukunft, dass er sogar den Bau eines Bahnübergangs für nicht mehr nötig hält: "Es wäre ein Treppenwitz der Stadtgeschichte, dabei noch viel Geld zu verbauen."

Zu der Gruppe von Bahnfreunden, die am Rande der Veranstaltung Präsenz zeigte, gehörte auch Gerhard Mansel. Den Vorsitzenden der Wiehltalbahner überraschte die klare Haltung des Ministers nicht. "Das entspricht schriftlichen Mitteilungen, die uns vorliegen." Einschüchtern lasse er sich davon nicht: "Der Herr des Verfahrens bleibt das Eisenbahnbundesamt, und dem kann der Minister keine Vorschriften machen."