Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 28. Juni 2006

Bahnausbau nach Brügge liegt auf Eis

Minister Wittke stoppt den Ausbau bis klar ist, wie viele Züge künftig darauf fahren werden

von HARALD KNOOP

AUS DEM KREIS. Herber Schlag für Oberbergs Bahnverkehr. Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) hat gestern 16 Ausbau- und Reaktivierungsprojekte im Land auf Eis gelegt. Dazu gehört der weitere Ausbau der Strecke von Marienheide über Meinerzhagen nach Brügge, die Verlängerung des 30-Minuten-Taktes von Köln bis nach Engelskirchen und die dafür erforderlichen Verbesserungen auf dem Streckenabschnitt von Overath bis Köln. Grund für die Aussetzung: Der Bund kürzt dem Land bis 2010 rund 516 Millionen Euro an so genannten Regionalisierungsmitteln für den Nahverkehr.

Der Stopp für die Bahnprojekte gilt so lange, bis feststeht, in welchem Umfang die Verkehrsverbunde die Strecken nutzen wollen. Ab jetzt gilt nicht mehr: Erst bauen und dann gucken, wer drauf fährt. Wittke verlagert die Verantwortung auf die Verkehrsverbunde. Erst wenn die ausreichend Betriebsleistungen für die Strecken bestellen, erfolgt der Ausbau. Vielleicht.

Die Strecke von Marienheide nach Brügge bedeutet für Oberberg den Bahnanschluss nach Hagen und Dortmund und von dort weiter in Richtung Norden und Osten Deutschlands.

Millionen wurden schon verbaut

Betriebswirtschaftlich wäre die Verbindung sicher nicht der Renner, "aber strukturpolitisch ist sie für Oberberg von großer Bedeutung", sagt Konrad Frielingsdorf (CDU), Vorsitzender des Kreisentwicklungsausschusses. Auch die Wirtschaft im Märkischen fordert die mit dem Ausbau verbundene Verbindung nach Köln und an die Rheinschiene seit Jahren vehement.

Bislang wähnten sich Oberberg und der Märkische Kreis auf der halbwegs sicheren Seite. Von Marienheide bis Meinerzhagen wurden bereits 5,5 Millionen Euro in die Strecke gesteckt. Der komplette Gleiskörper wurde erneuert. Bis auf ein paar Übergänge und Signale ist die Strecke längst fertig. "Und von Meinerzhagen nach Brügge gibt es ja noch Güterverkehr", erinnert Frielingsdorf, "das könnte eigentlich kein großes Problem sein."

Marienheides Bürgermeister Uwe Töpfer hält die Forderung des Ministers, erst die wirtschaftliche Seite zu prüfen, bevor weiter ausgebaut wird, angesichts der gekürzten Mittel für nachvollziehbar. Von Marienheide aus werde man wenig dagegen unternehmen können. Und wenn nicht weiter ausgebaut wird? Töpfer: "Für uns ist der der Anschluss über Gummersbach nach Köln wichtiger."