KOMMENTAR Sein oder Nichtsein REINER THIES Dass es in der Wiehler Ratssitzung hoch hergangen ist, lag auch am ersten Punkt der Tagesordnung. Die Wiehltalbahn war nachträglich aus dem verschwörerischen Dunkel der nicht-öffentlichen Sitzung ins Licht der öffentlichen Diskussion geholt worden. Damit wurde eine emotional besetzte Kontroverse sichtbar, die deutlich schwerer wiegt als das unterhaltsame Politscharmützel rund um die Familienfreundlichkeit der CDU. Kaufen und Stilllegen - diese Überrumpelungsstrategie von Bürgermeister und Unionsratsfraktion im Streit um die Wiehltalbahnstrecke ist zunächst nicht aufgegangen. Sich widersprechende Auftragsgutachten lassen nun einen langwierigen Rechtstreit zwischen Stadt und Förderkreis befürchten - wenn es überhaupt zum Kauf kommt: Die Bahnstrecke wird nur komplett veräußert. Den Engelskirchener Anteil könnte die Stadt Wiehl noch übernehmen, den Morsbacher wohl kaum. Der grundsätzliche Streit um die Wiehltalbahn ist eine Frage von Sein oder Nichtsein: Der Förderkreis möchte nicht, dass seine jahrelange Arbeit für die Katz war und eine Infrastruktur unwiederbringlich zerstört wird, die früher oder später wieder Nutzen bringt. Die Stadtverwaltung und die Ratsmehrheit auf der anderen Seite wehren sich dagegen, dass eine Interessenvereinigung sich gegen die demokratisch gewählten Gremien durchsetzt. Und dass damit das Allgemeinwohl - sprich: die Industrie- und Stadtentwicklung - einer Träumerei geopfert wird. Energiekrise hin oder her, meint die Stadt: Ein Bahnbetrieb wird im Wiehltal nie wieder eine nennenswerte Zahl von Fahrgästen anlocken. Der ÖPNV wird auf andere Techniken als die Schiene zurückgreifen. Die Wiehltalbahn sieht dagegen große Potenziale. Der Himmel weiß, wer in 10, 20 oder 30 Jahren Recht behalten wird. Und doch würde die juristische Entscheidung über eine Entwidmung der Strecke von dem wackligen Kriterium "Verkehrsbedürfnis" abhängen. Egal, ob der Kauf zustande kommt: Wenn die Stadt die Verbindungsstraße zwischen den Kreiseln in absehbarer Zeit bauen will, kommt sie um einen Bahnübergang nicht herum. Dass für eine Schrankenanlage 500 000 Euro aufgewendet werden sollen, während anderswo ein Flatterband reicht, ist kaum einzusehen. Wenn die Wiehltalbahner, wie versprochen, durch ihren Einfluss und ihre Erfahrung hier eine deutliche Einsparung erwirken könnten, würden sie sich um die Stadt Wiehl verdient machen. |