Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 2. Februar 2006

Kein Vorrang mehr für die Schiene
IHK Gummersbach begrüßt den Wechsel in der NRW-Verkehrspolitik

von HARALD KNOOP

AUS DEM KREIS. Zu einer Konferenz über Oberbergs Verkehrsprobleme möchte die IHK Gummersbach NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke einladen. Themen gibt es nur drei, die aber aus Sicht der Wirtschaft sehr wichtig sind. Dazu zählt der Dauerbrenner der Nord-Süd-Straßenverbindung durch den Kreis, da sind die ungenutzten Bahn-Nebenstrecken, und da ist immer noch der Weiterbau der Autobahn 4 Richtung Osten. Ausdrücklich begrüßten es gestern IHK-Geschäftsführer Rainer Lessenich und Vizepräsident Christian Peter Kotz, dass seit dem Wechsel der Landesregierung und des Regierungspräsidenten nicht länger die Schiene Vorrang in der Verkehrspolitik genießt. Dass die Wiehltalstrecke sowie die Verbindung von Marienheide nach Remscheid und die Strecke zwischen Dieringhausen und Bergneustadt nicht mehr im Gesamtverkehrsplan NRW auftauchen, sei richtig. Die Anliegerkommunen habe die IHK bereits aufgefordert, Entwidmungsanträge zu stellen, berichtete Lessenich. Die Strecken seien überflüssig und behinderten private und öffentliche Investitionen - im Nordkreis etwa den Bau von Umgehungsstraßen für die Nord-Süd-Verbindung durch den Kreis. Auf die will die IHK den Blick des Ministers besonders lenken. Und ganz auszuschließen sei ja nicht, dass sich Waldbröl und Reichshof unter der Obhut des Ministers doch noch auf eine gemeinsame Trasse der Ortsumgehung Waldbröl-Denklingen einigen könnten - "allerdings nur nach sehr intensiven Vorgesprächen", wie IHK-Vizepräsident Kotz es formulierte. Für überflüssig hält die Kammer auch die Bahnstrecke von Marienheide über Meinerzhagen nach Brügge, doch wolle man sich daran "nicht verschleißen", so Lessenich. Da der Bund eine Milliarde im Nahverkehr sparen wolle, löse sich das Problem vielleicht von alleine. Auch wenn das Thema A 4-Weiterbau in Hessen und NRW auf Jahre vom Tisch ist, unterstützt die IHK eine Machbarkeitsstudie zugunsten des Weiterbaus. Das Ziel müsse sein, die Strecke in den Verkehrsplänen beider Länder wieder als "vordringlichen Bedarf" zu verankern.