13 Prozesse um die
Wiehltalbahn
VON STEPHAN PROPACH, 14.12.07, 21:06h
Für die Wiehltalbahn
engagieren sich besonders der Vorsitzende des Förderkreises
Wiehltalbahn, Gerhard Mansel, und Reiner Bohnet, Geschäftsführer RSE
(links und rechts am Andreaskreuz).
Wiehl - „Wer das hier
initiiert, hat meiner Meinung nach die Zeit verpennt.“ Horst Klein,
Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), geht
mit den Kommunen im Oberbergischen Kreis hart ins Gericht. Während
weltweit angesichts steigender Ölpreise und sichtbaren Klimawandels die
Bahn gefördert werde, hätten sich die Politiker dort dem
„bahnfeindlichen Geschäft“ verschrieben. Derzeit liefen gegen die
Betreiber der über 30 Kilometer langen Wiehltal-Strecke neun Gerichts-
und vier Behördenverfahren, zählte der Dortmunder Fachanwalt Roman J.
Brauner am Freitag auf einer Pressekonferenz der Wiehltalbahn auf. Dabei
sei die Strecke im Grundbuch noch nicht einmal von der Deutschen Bahn
auf die Kommunen überschrieben worden.
Der Streit kostet die ehrenamtlichen Wiehltalbahner und ihren Partner
Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH Geld, das sie lieber in die Trasse investieren
würden. So werde sich die Aufnahme des Betriebs bis nach Waldbröl noch
verzögern, obwohl der Bahnhof dort weitgehend betriebsbereit sei,
erklärte der Vorsitzende des Förderkreises, Gerhard Mansel. Sogar eine
Brücke, die die Gemeinde Reichshof Anfang 2007 wegen angeblich drohender
Gefahr sperren ließ, sei als tragfähig abgenommen.
Dass dort in naher Zukunft regelmäßig touristische Züge und
Sonderfahrten angeboten werden, steht für Mansel außer Frage. Seit 2000
verkehren an Wochenenden Züge zwischen der Aggerbahn in
Gummersbach-Dieringhausen und Wiehl-Oberwiehl. Derzeit gibt es als Folge
der Waldschäden, die Sturm Kyrill im Januar hinterließ, regelmäßigen
Güterverkehr mit drei Zügen pro Woche, die ein Salzburger Unternehmen
fahren lässt.
„Die Strecke ist wirtschaftlich zu betreiben“, weiß Rainer Bohnet von
der Rhein-Sieg-Eisenbahn. Für ihn ist unfassbar, dass die Politik ihm
sein privatwirtschaftliches Engagement und die Möglichkeit, Geld zu
verdienen, zerstören will. Sein Unternehmen werde notfalls bis zur
letzten Instanz gehen.
Die Aussichten dafür stünden gar nicht so schlecht, bestätigte
Eisenbahnrechtler Hans-Jürgen Kühlwetter. Solange es auch nur eine
Zukunftsprognose für die Strecke von Gummersbach über Wiehl und Waldbröl
bis nach Morsbach gebe, seien auch die Entwidmungen von Teilstücken
durch den Kölner Regierungspräsidenten lediglich aussichtslose
„Versuche“. Das habe die Deutsche Bahn, für die Kühlwetter unter anderem
als Jurist gearbeitet hat, zuletzt im Oktober erfahren. Sie sei vom
Bundesverwaltungsgericht als Eigentümer verpflichtet worden, die
Hunsrückbahn vom Rhein zum Flughafen Hahn betriebsbereit zu erhalten.
Das könne auch den oberbergischen Kommunen drohen.